Werber, denk mal…
Mit dieser Methode kann man Deutsche zu fast allem bringen – Tipps für gute Werbetexte und Texte optimieren…
Die Franzosen lieben gutes Essen, die Italiener Design – und die Deutschen haben sich ausgerechnet das Denken als Leidenschaft ausgesucht. Jedenfalls wird der Begriff „Denken“ immer wieder als Argument verwendet – im Alltag, in der Werbung und jetzt auch noch in diesem Artikel. Lesen Sie mal, wie Sie mit dem Keyword „Denken“ Ihre Texte optimieren können – aber erst mal, wie der Begriff heute eigentlich verwendet wird.
Zum Beispiel in der Formulierung „Denk doch mal nach!“ – wer das sagt, macht klar, das er selbst bereits schon mit dem Nachdenken fertig und zu einer Meinung (seiner, der einzig richtigen) gekommen ist. Und wer nicht seiner Meinung ist – der hat einfach noch nicht nachgedacht. Oder jedenfalls: Noch nicht richtig. Oder überhaupt nicht nachgedacht. Wenn er überhaupt denken kann.
Wie denkt man richtig?
Die Deutschen weisen dem Denken einen enormen Wert zu, weil sie meinen, dass sie besonders gut Denken können. Das hat, natürlich, viel mit Logik zu tun. Denn das Denken, das sie meinen, führt – wie eine Eisenbahn auf einem Gleis – immer schnurstracks zum Ziel: Der einzig richtigen Lösung. Und es ist stets ergebnisorientiert – wer anderen sagt „hab ich noch nicht drüber nachgedacht“, teilt mit: Es ist noch kein Resultat dabei heraus gekommen.
Denken macht schlau
Außerdem wird dem Denken, bei dem ja man im Grunde einfach nur rumsitzen muss, ein heilsbringender Effekt unterstellt, der die Welt zu einem besseren Ort und den anderen zu einem besseren Menschen macht. Vermutlich ist es schon Anno 1870 Leuten aufgefallen, dass im Wort „Kriegerdenkmal“ eine Aufforderung steckt, die das alles zusammen fast: „Krieger, denk mal!“ Hier wird erwartet, dass man durch Denken dazu kommt, Kriege usw. abzulehnen – wenn nicht, hat man „falsch gedacht“, das eigene denken vielleicht nie gelernt, oder „noch nie nachgedacht“.
Das Denken wird kultartig verehrt
Überhaupt wird Denken auch gern zum Diskreditieren anderer verwendet: Fukushima – denken die Japaner denn nie nach? Was denkt sich Trump? Denkt der überhaupt? Und in der Werbung wird es auch verwendet – Beispiel „Denkst Du an den Dinosaurier?“ Mindestens 231 Slogans mit „Denken“ sind bekannt, weil man mit dem Begriff „Denken“ Verbraucher besser erreichen kann als mit jedem anderen Wort. Mit Denken kann man Texte optimieren – und selbst das abgegriffene Wort „Genießen“ kann dabei nicht mithalten.
5 Tipps für bessere Werbetexte – so können Sie Texte optimieren
In guten Werbetexten kann die Verwendung des Wortes „Denken“ alle Bedenken wegschaufeln und die Menschen so ziemlich zu allem bringen – auch dazu, diesen Text zu Ende zu lesen. Wie, denken Sie, kann man Texte optimieren? So geht’s:
- „Denken“ am besten schon in der Headline verwenden – da fühlt sich jeder angesprochen.
- „Wir denken weiter“ heißt: Wir sind Dir als Leser schon mehrere Schritte voraus. Das, was wir abbilden, ist nur ein Status Quo von gestern – aber wart nur ab, bald gibt es neue Ergebnisse.
- Formulierungen wie „Wir haben mal nachgedacht“ machen auf Erkenntnisse aufmerksam. Wettbewerbern wird unterstellt, dass die nicht nachdenken – so was löst enorme Aufmerksamkeit aus.
- Zitate wie „Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann“ (Picabia) sind zwar alte Hüte – aber wetten, dass die noch nicht jeder kennt?
- Um gute Werbetexte zu optimieren, kann man versuchen, „Denken“ in alles einzubauen – sogar in die Werbung für schnelldrehende Konsumgüter. Oder spricht was gegen „den Big Mac neu denken“ – was denken Sie?
Denken Sie doch bis zum nächsten Mal über Folgendes nach: Gute Werbetexte entstehen nur zum Teil aus Denken – das freie Assoziieren macht einen Großteil beim Werbetexten aus. Und Ideen entstehen nicht zwangsläufig aus großem und anstrengendem Darüber-Nachdenken. Davon abgesehen – unter uns gesagt: Die Gedanken sind frei, aber Denken wird überschätzt.